So ruhig der Platz auch war, so wenig Internet hatten wir. Auch in Schottland gibt es Lücken in der Abdeckung. Morgens beim Frühstück regnete es und es war dann die Hölle los. Erst zwei Radfahrer, die aus einem Gebüsch (nein ein kleiner Pfad) kamen und weiter den Berg hoch fuhren, dann zwei Jogger mit Hund und dann eine ältere Dame mit Stöcken und Rucksack. Nach etwa 15 Minuten kamen die Radfahrer wieder, kurz darauf die Jogger und die Dame machte wieder den Abschluss. Obwohl Sonntag war, fuhr dann noch ein offizielles Auto auf den Parkplatz und wir hatten schon die Befürchtung, etwas falsch gemacht zu haben. Sie wollte nur eine Karte mit den Standplätzen und Sehenswürdigkeiten der Region an Vancamper verteilen. Wir nahmen ihn gerne entgegen und beantworteten ihre Frage, ob wir auf die Isle of Sky wollen, abschlägig. Wir sind eher wieder auf der Heimreise. "Na dann vielleicht beim nächsten Mal", meinte sie und war wieder verschwunden.
Wir fuhren dann weiter in Richtung Inverness, sprich Loch Ness. In Urquhat gibt es das gleichnamige Schloss bzw. die Ruinen davon. Auf dem Parkplatz standen sechs Busse und da verlor ich die Lust anzuhalten. Vielleicht wäre es ein Glanzstück geworden. Mal schauen, wie herum wir um Loch Ness fahren, vielleicht kommen wir nochmal dran vorbei. In Drumnadrochit war gleich am Anfang ein Cafe, das mir recht gut gefallen hat. Wir saßen erst draußen, weil innen alles gerammelt voll war, aber als es zu regnen anfing, hat die Besitzerin uns hereingeholt. Wir aßen beide Toastis, wie sie hier heißen und ich noch eine kleine Schale Suppe. Alles war lecker und die Toastis so getostet, dass das labberige Brot wirklich knackig und gut zu essen war. Wie immer deckten wir uns noch mit Kuchen ein. Dann ging es weiter und ich bin in die falsche Richtung losgefahren.
Karin entdeckte kurz darauf ein Schild zu einer Pottery. Wir fuhren der Ausschilderung hinterher und waren immer wieder am Zweifeln, dass wir was übersehen haben. Am Ende der Straße kam ein Parkplatz und dort wieder der Hinweis "es geht noch weiter". Nach nochmal 400 m und über eine enge Holzbrücke standen wir vor der Töpferei. Der kleine Verkaufsraum war durch eine noch kleinere Türe zu erreichen. Wir sagten der Besitzerin, dass wir uns erst mal umschauen wollen. Sie fragte uns, welche Landsleute wir waren. Nach kurzem kam dann ein Mann dazu, dem sie mitteilte, wir wären Deutsche. Darauf sprach er uns in fränkischem Slang an und erzählte uns was über die Töpferwaren. Die Schotten machen eher mehr Einzelstücke. Er arbeitet schon länger immer wieder für die Töpferei und fertigt nach deutscher Präzision gleichgroße Schüsseln, Becher und Tassen oder auch Blumentöpfe. Es werden häufig ganze Sets gekauft, was seinen Ansatz bestätigt und die Schotten einfach nur verwundert. Karin gönnte sich eine Müslischale mit dazu passender Tasse. Wir verstauten es im Van auf der gehamsterten Schafwolle in einem Staufach und dann rangierte ich Lucy wieder in die Abfahrt.
Zurück ging es wieder die lange Strecke und diesmal die richtige Richtung nach Inverness. Die Wahl der falschen Richtung hat uns 50 Pfund gekostet. Im Ort war dann alles geboten zu Loch Ness, die Nessie und Fahrten an spezielle Punkte. Den Rummel fanden wir einfach zu arg und so fuhren wir einfach weiter. Etwa 10 km vor Inverness fanden wir dann einen Parkplatz mit Blick auf den See und tranken dort unseren Espresso. Wir beratschlagten kurz, was wir machen und ich schlug einen Parkplatz Nähe Innenstadt von Inverness vor, der nur 4 Pfund pro 24 h kostet und für Wohnmobile zugelassen ist.
Dort angekommen, stellten wir fest, dass der Platz kaum besucht ist und wir einen schönen Platz mit Lucy am Rande besetzten. Wir zahlten die 4 Pfund per Karte und machten einen Spaziergang in die Innenstadt. Da die Cafes um 16:00 Uhr am Sonntag schließen, hatten wir keine Möglichkeit mehr uns hinzusetzen. Karin schmökerte noch in Kiltläden bzw. die üblichen Assessors für eine schottische Tracht. Ich wollte keinen Kilt probieren, auch wenn meine Arbeitskollegen ein Bild von mir mit Kilt erbeten hatten. Karin ließ sich eines der Tücher zeigen und wie man es anlegt. Leider hatte es nicht ihre Farben und der Laden machte auch um 17:00 Uhr zu. Nachdem wir noch kurz in einem anderen Laden waren, fiel uns auf, dass die Preisspanne von 60 Pfund im ersten Laden für so ein Schultertuch bis zu 270 Pfund im zweiten Laden auseinanderging. Ist der zweite jetzt so viel teurer oder importiert der erste Laden seine Ware aus Fernost? Wir wissen es nicht und vielleicht gehen wir morgen noch einmal dahin.
Wir tranken dann Tee im Van und Karin fiel bald vom Beifahrersitz, als neben Lucy ein britisches Auto einparkte und die vier Personen in breitestem Oberbayerisch miteinander redeten. Erst meinte sie, dass sie sich verhört hatte, weil nur wenige Worte zu hören waren. Ich vernahm dann ein "jetzat ruf ihn do o, ob er überhaupt do is". Als sie nach dem ersten Auspacken unser Nummernschild sahen, kam dann ein breites "Servus".
Um 18:30 Uhr machten wir uns dann nochmal auf und liefen an der Ness entlang zur Innenstadt. Dort ließen wir uns in der Revolution nieder und bestellten je ein Bier und einen Burger. Wir haben in den drei Wochen die Schotten immer besser verstanden, aber von unserer Bedienung verstanden wir nur noch 10 bis höchstens 20 % von dem, was sie uns mitteilte. Wir kamen trotzdem irgendwie zusammen. Unser Essen war gut, Karin nahm noch einen Nachtisch "Käsekuchen auf Passionsfruchtmus mit einem Stamperl Prosecco". Nach dem Bezahlen gingen wir wieder am Fluß entlang zu Lucy und genossen den Restabend. Karin kann inzwischen mit ihrer Hand wieder stricken und ich habe die Daten von heute gesichert und die zwei letzen Blogs ins Internet gestellt und diesen jetzt auch gleich.
Mal schauen, was wir morgen machen.